Alternative Schmerztherapie

Unter diesem Sammelbegriff werden die verschiedensten alternativen Methoden zur Behandlung von chronischen und akuten Schmerzen zusammengefasst.

 

Im klassischen Sinne bedeutet dies auch, soweit als möglich auf schulmedizinische Schmerzmittel zu verzichten.

 

In der modernen Schmerztherapie allerdings werden oftmals alternative und schulmedizinische Ansätze kombiniert.

 

Schmerz ist nicht gleich Schmerz, auch wenn es immer weh tut.

So etwa lässt sich kurz und bündig die Grundlage der modernen Schmerztherapie benennen.

 

Unterschiede bei Schmerzen bestehen sowohl in der Ursache als auch in der Art und Weise, wie der Schmerz entsteht und aufrechterhalten wird.

 

Dies ist insofern von großer Bedeutung, als sich die Schmerzbehandlung am jeweiligen Schmerzmechanismus orientieren muss.

 

So ist beispielsweise ein Migränekopfschmerz anders zu behandeln als Kopfschmerz durch Verspannungen. Ein entzündungsbedingter Schmerz braucht eine andere Therapie als Rückenschmerzen oder Nervenschmerzen.

 

Dass besondere Phänomene wie Phantomschmerzen, psychische oder soziale Schmerzen sowie alle übertragenen Schmerzen, bei denen Entstehungsort und tatsächliche Schmerzlokalisation unterschiedlich sind, auch besondere Fachkenntnisse des Therapeuten erfordern versteht sich von selbst.

Eine weitere, sehr wichtige Unterscheidung ist die in akuten und chronischen Schmerz.

 

 

 

Moderne Schmerztherapie ist multimodal, das heißt, verschiedene Methoden werden je nach Schmerz unterschiedlich miteinander kombiniert.

 

Daraus folgt auch, dass es nicht DIE eine Behandlung gibt, die bei allen Schmerzen gleich hilfreich ist.

 

Akuter Schmerz

Kopfschmerzen, Migräne

Der akut auftretende Schmerz dient vor allem als ein Warnsignal.

Er macht deutlich, dass etwas nicht stimmt.

Er ist zeitlich limitiert und will uns auffordern, genauer hinzuschauen, wo etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist.

 

Ein wichtiger Aspekt der Behandlung akuter Schmerzen ist das Auffinden und die Behandlung der Ursache.

 

Dass beispielsweise bei Rückenschmerzen aufgrund eines verschobenen und blockierten Wirbels eben diese Blockade beseitigt werden muss, dürfte einleuchten.

Mit Beseitigung der Ursache sollte auch die Schmerzsymptomatik verschwinden. Tut sie dies nicht, ist es ein wichtiger diagnostischer Hinweis auf eine noch tiefer liegende Ursache.

 

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist eine möglichst frühzeitige Behandlung des Schmerzes mit analgetischen Maßnahmen.

Neben den im Folgenden besprochenen alternativen Therapiemethoden kommt hier auch eine Behandlung mit schulmedizinischen Schmerzmitteln in Betracht.

Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen sollte diese selbstverständlich therapeutisch begleitet werden.

 

Chronifizierung von Schmerzen

Der Körper kann Schmerzzustände regelrecht „lernen“.

 

 

Werden Schmerzen nicht ausreichend behandelt, so führt dies zu Veränderungen im Nervensystem.

 

Dadurch führen Schmerzreize bei wiederholtem Auftreten zu einer Herabsetzung der Schmerzschwelle und damit zu einem andauernden und intensiven Schmerzerleben.

 

 

Weitere Probleme, vor allem bei Rückenschmerzen, ergeben sich daraus, dass viele Betroffene sich hier übertrieben schonen. In Kombination mit einer Nicht-Behandlung der Schmerzen führt diese Schonung oftmals dazu, dass die Muskulatur geschwächt wird und der Schmerz sich verschlimmert.

 

Mit der Schonung geht meist auch ein sozialer Rückzug einher, so dass teilweise psychische Faktoren dazu kommen, die das Schmerzgeschehen weiter aufrechterhalten.

Aber auch ohne sozialen Rückzug führen andauernde Schmerzen zu psychischen Veränderungen. Diese wiederum verstärken im Anschluss den Schmerz, ein sehr unangenehmer Kreislauf entsteht.

 

Und zu guter Letzt kann auch das Gegenteil von Schonung und Rückzug, nämlich die dauernde Überforderung die Chronifizierung von Schmerzen fördern.

 

Chronische Schmerzen

Von chronischem Schmerz spricht man, wenn der Schmerz länger bestehen bleibt. Je nach Definition ist hier länger als drei bis zwölf Monate gemeint.

 

Er hat seine Warnfunktion verloren und wird als eigenständiges Krankheitsbild behandelt.

 

Meist haben chronische Schmerzen nicht eine sondern mehrere Ursachen.

Zum ursächlichen Akutschmerz gesellen sich bei den meisten PatientInnen im Laufe ihrer Schmerzgeschichte nach und nach emotionale und soziale Faktoren hinzu.

 

Eine reine Beseitigung der Ursache des ehemaligen Akutschmerz reicht deshalb in den meisten Fällen nicht mehr als alleinige Maßnahme aus.

 

Hier ist eine umfassende, multimodale Therapie von Nöten, die den Mensch in seiner Gesamtheit erfasst und therapieübergreifend arbeitet.

 

Im Folgenden möchte ich nun auf verschiedene Stützpfeiler dieser umfassenden Therapie eingehen. Wichtig zu erwähnen ist aber, dass von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der Schmerztherapie d

Verfahren der alternativen Schmerztherapie

Akupunktur

Die Schmerztherapie ist ein typisches Anwendungsgebiet von Akupunktur und traditioneller chinesischer Medizin.

 

Akupunktur wurde hier nicht nur zur Behandlung von Schmerzen sondern auch zur Anästhesie bei operativen Eingriffen eingesetzt.

 

Klassisch geht man davon aus, dass Schmerz durch Stagnation im Körper entsteht. Diese Stagnation oder Blockade kann sich auf die Lebensenergie Qi in den Meridianen aber auch auf das Blut oder eine Blockade beispielsweise durch Kälte beziehen.

Diese Stockungen sollen durch die Nadelung, aber auch durch andere Verfahren der chinesischen Medizin wie Wärmetherapie, Massage oder Bewegungstherapie gelöst werden.

 

Nach moderner wissenschaftlicher Meinung gehört die Akupunktur zu den sogenannten gegenirritativen Maßnahmen. Das bedeutet, dass die durch die Nadelung ausgelösten Reize den Schmerzimpuls überlagern können.

 

Zur Wirksamkeit der Akupunktur gibt es klinische Studien.

 

Manuelle Verfahren

Dies sind beispielsweise

 

  • die Wirbelsäulentherapie nach Dorn-Breuss
  • die verschiedenen Massagetechniken
  • die Chiropraktik
  • die Osteopathie

 

 

 

Diese dienen vor allem der Beseitigung der Schmerzursache.

 

 

 

 

So werden beispielsweise mit der Wirbelsäulentherapie nach Dorn-Breuss Unterschiede in den Beinlängen sowie Fehlstellungen der Wirbel und Gelenke auf sanfte Art und Weise korrigiert.

 

Mittels verschiedener Massagetechniken können Muskulatur und Bindegewebe gelockert werden. Die Durchblutung wird gesteigert, der Gewebestoffwechsel verbessert und der Mensch entspannt sich.

Dies kann sich positiv auf das Wohlbefinden auswirken und den Schmerz reduzieren.

 

Wärme- und Kälteanwendungen

Während Kälte vor allem bei entzündlichen Prozessen wie beispielsweise bei roten und geschwollenen Gelenken zu Schmerzlinderung verhilft,

führt die Anwendung von Wärme zu einer Lockerung der Muskulatur und einer Steigerung der Gewebedurchblutung.

Sie wird deshalb vor allem bei Verspannungen des Rückens oder auch krampfartigen inneren Zuständen eingesetzt.

 

 

Bewegungstherapie

Bewegungstherapie und Krankengymnastik sind ein wichtiger Bestandteil der alternativen Schmerztherapie

Hier geht es vor allem darum, die Bewegungsabläufe und Körperhaltung der PatientInnen zu analysieren.

 

 

Um vorliegende Fehlbelastungen zu korrigieren ist es wichtig, dass verkürzte Muskeln wieder gedehnt und geschwächte Muskeln gestärkt werden.

 

 

 

Wichtig: Fehlhaltungen können sowohl in Fehlstellungen der Knochen oder Gelenke als auch in Verkürzungen oder Schwächungen der Muskulatur begründet sein.

Egal, was die Ursache ist, ein Problem der knöchernen Strukturen wie Wirbelsäule oder Gelenken kann über einen längeren Zeitraum hinweg auch immer eine Verkürzung oder Schwächung der Muskulatur nach sich ziehen oder umgekehrt.

Deswegen sollten immer alle Aspekte des Bewegungsapparates angeschaut und bei der Therapie berücksichtigt werden.

 

Die Bewegungstherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie chronischer Schmerzen.

 

Von großer Bedeutung ist es hier, eine Bewegungs- oder Sportart zu finden, die der Patientin/dem Patient Spaß macht und deshalb als angenehm empfunden wird.

 

Wie auch beim gesunden Mensch schwankt beim Schmerzpatient die Leistungsfähigkeit von Tag zu Tag. Art und Dauer der Belastung müssen daher flexibel angepasst werden.

 

Allgemein empfehlenswerte Sportarten sind die eher sanften Sportarten wie Wandern, Nordic Walking, Schwimmen, Wassergymnastik und Aquajogging sowie Radfahren.

 

Von vielen Patientinnen und Patienten werden auch die fernöstlichen Bewegungslehren wie Qi Gong, Tai Chi oder Yoga als wohltuend empfunden.

Hier wird oft auch den psychischen Aspekten der Gesundheit besonderes Augenmerk geschenkt.

 

Achten Sie aber gerade als Mensch mit Schmerzen oder Fehlhaltungen darauf, dass Sie eine Trainerin/einen Trainer finden, der geschult ist im Umgang mit gesundheitlichen Problemen.

 

Injektionen, Neuraltherapie

In der Neuraltherapie werden Lokalanästhetika in bestimmte Punkte injiziert.

Dies können schmerzempfindliche Punkte, die sogenannten Triggerpunkte, aber auch beispielsweise Akupunkturpunkte sein.

 

Eine weitere Möglichkeit ist die Unterspritzung von Narben, wenn vermutet wird, dass diese als sogenanntes Störfeld den Schmerz mitverursachen.

 

Ausserdem kommt auch die Injektion von homöopathischen Medikamenten in Frage, um auf diese Weise ein Heilungsgeschehen zu veranlassen.

 

Psychologische und Verhaltenstherapeutische Methoden in der Schmerztherapie

Psychotherapeutische Verfahren sind aus zwei Gründen wichtig in der alternativen Schmerztherapie.

 

  • Zum einen beeinträchtigen chronische Schmerzen so gut wie immer nicht nur unser körperliches Wohlbefinden sondern auch unsere Psyche. Sie können schlimmstenfalls sogar zu gravierenden Änderungen in der Persönlichkeit zu führen.
  • Der zweite wichtige Punkt ist der, dass psychische und soziale Faktoren in der Entstehung von Schmerzen aber auch vor allem in der Chronifizierung von Schmerzen eine große Rolle spielen.

 

Im Folgenden stelle ich Ihnen einige der gebräuchlichsten psychotherapeutischen Methoden der Schmerztherapie vor.

 

Hypnosetherapie

Medizinische Hypnose ist eine bewährte Methode bei chronischen Schmerzen.

 

Die medizinische Hypnose hilft auf drei Arten.

 

  • Zum einen ist es möglich, mittels Trancetechniken das Schmerzgeschehen direkt im Gehirn zu beeinflussen. Aus diesem Grund ist die medizinische Hypnose sogar zur Schmerzabschaltung bei Operationen oder beim Zahnarzt gebräuchlich.

 

  • Andererseits helfen Techniken der Hypnotherapie dabei herauszufinden, ob der Schmerz psychische Ursachen hat oder auch, auf welche seelischen Ungleichgewichte uns der Schmerz hinweisen möchte. Sollten innere Anspannung, Ängste, zu hohe Erwartungen an uns selbst oder ähnliches der Erkrankung zugrunde liegen, so lassen sich diese mit der medizinischen Hypnose behandeln.

 

  • Und zu guter Letzt helfen die Techniken der Hypnosetherapie auch dabei, sich von den Schmerzen zu distanzieren und so erst einmal einen neuen Handlungsfreiraum zu erhalten.

 

 

In der Hypnosetherapie wird sowohl mit analytischen Werkzeugen als auch mit Atem-, Meditations- und Imaginationstechniken gearbeitet.

 

Autogenes Training

Ist aus der Hypnosetherapie entstanden und ist quasi eine Form der Selbsthypnose.

 

Durch Autosuggestionen wird vor allem die für die Schmerzreduktion wichtige Entspannung gefördert.

Verhaltenstherapie

Hier geht es darum, die schmerzverstärkenden Verhaltensweisen durch gesundheitsfördernde zu ersetzen.

 

PatientInnen, die sich aufgrund der Schmerzen sozial isoliert und zurückgezogen haben, lernen in der Verhaltenstherapie die Angst vor Bewegung und sozialen Aktivitäten abzubauen und wieder zu einem erfüllten Leben zu finden.

 

Biofeedback

Hier werden mittels eines Biofeedback-Gerätes körperliche Reaktionen sichtbar und/oder hörbar gemacht.

 

Die PatientInnen lernen und trainieren, wie sie selbst diese beeinflussen und so ihr Schmerzgeschehen selbständig regulieren können.


 

 

Text: Julia Eusemann, Heilpraktikerin und Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie

 

 

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Weiterführende Quellen: